Chichen Itza und zurück
Nach fast 11stündigem Flug in Cancun gelandet, brauchte es genau 42 Kilometer und wir waren im Valentin Imperial Maya, einem 5-Sterne-Resort an der Riviera Maya angekommen. Diese großzügige, im typisch mexikanischen Hacienda-Stil gestaltete Anlage, bietet neben weitläufiger Natur eine ausgedehnte Poollandschaft sowie Zugang zu einem traumhaften weißen Sandstrand. In insgesamt 8 hervorragenden Restaurants wird auch für das leibliche Wohl bestens gesorgt.
Maya, der Name war für uns Programm. Anders als die meisten All-inklusive-Touristen hatten wir uns für die gesamte Urlaubszeit einen Mietwagen gesichert und fuhren selbständig nach Chichen Itza (Anm.: man kann den Ausflug auch als Tagestour buchen).
Reiseführer preisen die Mex180 cuota als schnellste und bequemste Verbindung dorthin an. Für eine Mautgebühr von 330 $ (≈ 16,- €) teilt sich auf schnurgerader zweispuriger Strecke Yucatans Regenwald für knappe zwei Stunden. Die vorgeschriebene Höchstgeschwindigkeit von 110 km/h und die nur wenigen Fahrzeuge -meist Touristen- tragen dabei nicht gerade zur Kurzweiligkeit bei.
Dann endlich weisen die Schilder vorbei am kleinen Städtchen Piste nach Chichen Itza. Der Superlativ schlechthin: die Zona Archeologica ist die größte, best restaurierte, bedeutendste und meist besuchteste Mexikos. Die Schönste!? Das mag im Vergleich zu den Ausgrabungsstätten von Palenque, Tenochtitlan, Uxmal, Tulum und anderen jeder Besucher für sich entscheiden.
Jedenfalls kann man sich für 111 Mex$ (≈ 5,- €) Eintritt einen ganzen Tag von 8 bis 17 Uhr frei im Gelände bewegen, auch ein mehrmaliger Eintritt ist möglich. Fotografen sollten jedoch über genügend weiteres Kleingeld verfügen: die Benutzung einer Videokamera ist nur gegen einen Aufpreis von 350,- Mex$ (≈ 17,- €) gestattet. Für ein Stativ werden zusätzlich 690 Mex$ (≈ 35,- €) berechnet (das ist kein Schreibfehler sondern eher ein Verbot).
Es empfiehlt sich trotz oder gerade wegen der Vielzahl der Gebäude diese mehrfach von verschiedenen Seiten anzugehen. Das eröffnet eine ganz andere Sichtweise auf diese einzigartige Kultur und lässt den Besucher ständig Neues entdecken. Die Detailvielfalt überrascht. Und so wundert es nicht, dass nach Besichtigung der Pyramide del Kukulcan (El Castillo), des Ballspielplatzes und der übrigen Tempel, des Observatoriums und der (fast) 1000 Säulen die Zeit ebenso schnell dahin schmolz wie unsere Wasservorräte bei diesen immerhin österlichen 40 Grad.
Wie schnell, das merkt der Besucher erst, wenn er recht unsanft durch die Trillerpfeifen der Wärter sprichwörtlich des Feldes verwiesen wird. Dann packen auch die zahlreichen Händler ihr Kunstgewerbe zusammen, das sie den Touristen unermüdlich anpreisen.
Da es die meisten Besucher aus dem fernen Cancun nicht vor 11 Uhr zu den Ausgrabungsstätten schaffen, empfiehlt sich eine Übernachtung in der Nähe. So kann man sowohl am Abend die etwas kitschige Light-Show als auch am nächsten Morgen noch vor dem großen Besucherandrang die Sehenswürdigkeiten unter ganz anderen Lichtverhältnissen erneut genießen. Die Hacienda Chichen (www.haciendachichen.com) war unsere erste Wahl. Dieses 4-Sterne-Hotel liegt ebenso wie das Hotel Mayaland an der rückwärtigen Seite der archäologischen Zone. Aber was bedeuten schon Hotelbewertungen, wenn man landestypisch wohnen und köstlich speisen kann. Hinzu kommt eine außergewöhnliche Flora und ihre bunt gefiederten Freunde, die die Hacienda mit ihrem Gesang verzaubern. Das größte Plus ist jedoch der eigene Zugang zu den Tempelanlagen.
Allerdings zeigen manche Reiseführer hier Perspektiven, die dem heutigen Besucher verschlossen bleiben. Der direkte Zugang zur Pyramide wie auch dem Kriegertempel, dem Observatorium und anderen Gebäuden ist untersagt. Und dennoch: ein einmaliges Erlebnis, bei dem die Speicherkapazität nicht nur so mancher Kamera überfordert ist.
Der Weg zurück führte uns über die mautfreie Mex180 libre. Die Strecke über die Maya Dörfer garantiert einen Blick in die Lebensweise der einheimischen Bevölkerung. Fotofreunden bieten sich zahlreiche Motive und laden dazu ein, auch mal näher hinzuschauen. Dem Autofahrer jedoch sei gesagt: Höchstgeschwindigkeit bekommt hier einen ganz anderen Stellenwert. Selten erreichen geschwindigkeitsreduzierende Maßnahmen so wirkungsvoll ihr Ziel wie hier. Die Route ist in den Ortsdurchfahrten regelmäßig mit nicht immer gekennzeichneten Schwellen (Topes) durchzogen. Der Druck aufs Gaspedal wird dadurch sehr nachhaltig gemindert und eröffnet den fliegenden Händlern Gelegenheit ihre Ware anzubieten. Die Rückfahrt dauert demzufolge auch gut doppelt so lange.